Deutschland – Nordsee

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden insgesamt zwischen 750.000 und 1,5 Millionen Tonnen Munition an der deutschen Nordseeküste verklappt. Die Munition stammte nicht nur aus Deutschland, sondern auch von den Alliierten.

In der deutschen Nordsee wurden bisher 16 dieser Munitionsversenkungsgebiete ausgemacht: Acht dieser Gebiete liegen in den Küstengewässern Niedersachsens. Jeweils vier befinden sich nahe der Inseln Sylt und Helgoland.

Nach britischen Angaben wurden nach dem Krieg insgesamt zwischen 750.000 und 1,5 Millionen Tonnen Kampfstoffe in der Nordsee verklappt. Allerdings wurde zu dieser chaotischen Zeit kaum Buch darüber geführt, so dass sich die Informationen über die Menge und die genauen Orte hauptsächlich auf mehr oder weniger verlässliche Augenzeugenberichte gründen. Deshalb sind die Zahlen höchst ungewiss.

Bei dem verklappten Material handelt es sich fast ausschließlich um konventionelle Munition aller möglichen Kaliber, von der Größe einer Büchsenpatrone bis hin zu Granaten und Bomben.

Außerdem wurde eine beträchtliche Menge chemischer Waffen zu deutschen Nordseehäfen transportiert, um auf See verklappt zu werden, wobei die genaue Lage der verklappten Waffen bis heute nicht genau bekannt ist.

Nicht nur deutsches Kriegsmaterial wurde im Meer verklappt, sondern auch überschüssige Munition der Alliierten. Die Verklappung begann kurz nach dem Krieg und sollte im Dezember 1946 beendet sein. Obwohl dieses Ziel fast erreicht wurde, fanden bis zum Jahre 1949 immer wieder kleinere Verklappungsaktionen statt.

Aus Wilhelmshaven wurden ungefähr 250.000 Tonnen Munition verschifft, was diesen Hafen zu dem wichtigsten für diese Einsätze macht. Konventionelle Munition besteht – neben den explosiven Stoffen – fast ausschließlich aus Metallen.

Direkt nach der Entsorgung der Munition fand eine starke Erosion statt. Es ist auch erwiesen, dass das Material innerhalb der Hülsen abgebaut wurde. Ob dies an einer einfachen Auflösung, chemischen Reaktionen oder dem Abbau durch Bakterien liegt, ist unklar.

Die Tatsache, dass bei Unterhaltsbaggerungen immer wieder Munition auftaucht, zeigt, dass sogar 8 m Sediment nicht genug sind, um Munition aus dem Zweiten Weltkrieg unzugänglich zu machen. In einer so dynamischen Umgebung wie den Wattenmeeren scheint die Wahrscheinlichkeit hoch zu sein, dass dieses Material wieder zum Vorschein kommt.

Außerdem wurden auch Brandmittel verklappt, die häufig an den Stränden des Jadebusens gefunden werden. Diese Brandmittel gelten als sehr gefährlich für den arglosen Finder, vor allem, wenn diese mechanischen Einwirkungen ausgesetzt werden.

Es kommt gelegentlich vor, dass Brandmittel und Rauchbomben an den Stränden Irlands, der Isle of Man und der Westküste Schottlands angespült werden. Dies stellt eine Gefahr für die Öffentlichkeit dar.

Quelle:

Zusammenfassung von: Gerd Liebezeit (2002): „Dumping and re-occurrence of ammunition on the German North Sea coast.“ In: T. Missiaen & J.-P. Henriet (Hgg.): Chemical munition dump sites in coastal environments, 13-25.
(http://www.vliz.be/imisdocs/publications/215172.pdf) – Originaltext auf Englisch

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